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dass er es unmöglich fand, seinen Athem länger an sich zu halten und war nahe dran, sich mit möglichster Philosophie verloren zu geben. Aber was geht über das Leben! Der Erfindungsgeist des Menschen giebt ihm in Fällen der höchsten Noth noch Hülfsmittel zu seiner Erhaltung ein. Auf einmal erinnerte er sich, dafs an der einen Seite des Felsens er ein sandiges Fleck gefunden hatte; dahin schwamm er mit möglichster Eile. Sein aufmerksamer Freund bewachte seine Bewegungen und hielt mit ihm gleichen Schritt. Sobald als er die Stelle erreichte, kratzte er mit seinem Stock, so dass die feinen Theile aufstiegen und das Wasser völlig trübten, so dafs er das Ungeheuer nicht sehen konnte und dieses nicht ihn. Nun benutzte er die Wolken, von welchen er und der tinterero umhüllt waren, schwamm in der Queere weit auswärts und erreichte die Oberfläche, obgleich völlig erschöpft, Glücklicher Weise kam er in der Nähe eines der Böte in die Höhe und die, welche in denselben waren, die ihn in solchem Zustande sahen, und wussten, dass ein Feind ihn ver◄ folgt haben müsse und er durch eine List sein Leben gerettet habe, sprangen, wie das in solchen Fällen ihr ge wöhnliches Verfahren ist, alle über Bord, um das Thier durch das Geräusch im Wasser zu erschrecken, und Don Pablo wurde mehr todt als lebendig in das Boot genommen." Die Geschichte ist gewifs erbaulich!

Nachdem L. H. die Bai Molere hinlänglich untersucht hatte, folgte er nordwärts der Küste und landete an mehreren Inseln, am 9. August auf Tiburon, wo er von den Indianern, die er mit den Tuelchen in Patagonien vergleicht und die er nicht so wilden Characters fand, als die Mexicaner sie schildern, gut aufgenommen wurde.

Nach einer schwierigen Schifffahrt im Golf von Californien kam L. H. in die Mündung des Rio Colorado, welche drei Oeffnungen hat, die durch zwei Inseln und östlich von der Küste von Sonora, westlich von der Küste von Californien gebildet wird. Er schiffte den Flufs etwas aufwärts, blieb aber in dem seichten Bette bald sitzen. Das rechte Ufer ist mit Wäldern bedeckt. Von der Mastenspitze sah man auf dem linken Ufer nichts als die Wasser des Rio Colorado und Rio Gila und eine uner.

messliche Ebene; auf dem rechten Ufer oder östlich erhebt sich die Cordillera, welche von Cap. S. Lucas, am südlichen Ende von Californien, ausgeht. Nach Nordost entdeckte man eine lange Reihe grofser Bäume, wovon L. H, annahm, dafs sie am Rio Gila wüchsen. Der Sand ist dort und in ganz Sonora glänzend von zerfallenem Glimmerschiefer, so dafs die Farbe sich in's Kupfer- oder Goldfarbene verändert hat, was zu dem Glauben, dafs Goldstaub mit dem Sande vermischt sey, Gelegenheit gegeben hat. L. H. ging in einem Boot den Fluss höher hinauf und stiefs da auf eine Indianer - Niederlassung, mit deren Bewohnern er anfangs durch Zeichen, nachher mittelst Dolmetschung seines Tauchers verkehrte, und wo er vernahm, dafs die Mission Santa Catilina in Ober- Califor nien anderthalb Tagereisen westlich und die Mission San Diego nur etwa 6-8 Wegestunden entfernt war. Die Zahl der Indianer (Axua heifsen sie) mehrte sich immer mehr und schien Gefahr drohend, als L. H. dadurch, dass er sich das Wohlwollen einer gleichsam als Zauberin oder Priesterin in grofsem Ansehn stehenden alten Frau durch einige kleine Geschenke erwarb und die IndianerHäuptlinge von ihr friedlich gestimmt oder von Thätlichkeiten abgeschreckt wurden. Das Schiff wurde wieder flott, ging den Flufs abwärts und langte am 21. September wieder in Guaymas an; wo indessen Don Jose de Caballero, Obrist des Mexicanischen Genie - Corps, Commandant ge worden war, dessen Beschreibung der Provinz Sonora von Irrthümern wimmeln und dessen Charte schön, aber nach der Phantasie des Verfassers gezeichnet seyn soll.

Am 1. October verliefs L. H. wieder Guaymas, sah Pitic wieder, kam nach San Miguel de Horcasitas, von wo er 23. October abreis'te. Eine Krankheit hielt ihn bis 28. März 1827 zu Oposura; von da kam er durch Tonebabe, wo sich warme Quellen finden; durch Guusagus eine am Babisbe - Flufs gelegene ziemlich grofse Stadt; durch Gueparé, wohin wegen der Wunder die dort geschehen viele Pilgrimme wallfahrten, und durch das 120 Meilen von Oposura gelegene Babispe, ein Gränz-Präsidio zwischen Sonora und Chihuahua. Ueberall wurde er freundlich aufgenommen.

Bemerkenswerth ist Carretos, wo er am 2. April war. Es ist diess ein Gut, wohin seit 1820 sehr häufig die Carava

Die

nen von Americanern von Missouri kommen, um mit Neumexico, Chihuahua und Sonora zu handeln; sie bringen auf Karren Leinwand, Tuch- und Seidenwaaren und tauschen gegen Maulthiere, von denen I etwa 7 Piaster kostet, und in den Vereinigten Staaten um 60 Piaster verkauft wird. Doch ist der Transport schwierig. Caravanen der Americaner bestehen aus 60 100 Persomen, der Waaren - Transport auf Karren. Eine Partie von 120 Personen ist sogar bis zum Rio Gila vorgedrungen, der Otterjagd wegen, ist aber von einem kühnen Wildenstamme der Coyoteros zurückgetrieben, so dass sie ihre Schlingen und Fallen zurücklassen mussten.

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Bemerkenswerth ist ferner die auch von Humboldt erwähnte Ruine Casas grandes, in der Nähe eines gleichgenannten Flusses gelegen. Es ist diefs eine von den Ruinen, welche noch in Mexico vorhanden sind,,und deren erste Bewohner aus dem Norden gekommen seyn sollen." Es war nur noch ein Theil der aufseren Mauern vorhanden. Das Gebäude ist viereckig und bedeutend gross, die Seiten genau nach Nord und Süd gerichtet. Das Dach ist, lange in das Innere eingestürzt. Ausgrabungen, welche die Apache - Indianer gemacht haben, haben kleine irdene Krüge und Töpfe, und kleine Figuren gewährt. Auf ei nem Umfang von mehreren Stunden finden sich die Ruinen von Gebäuden, welche vielleicht für 20-30,000 Menschen Wohnungen haben abgeben können. Die Lage ist in einer sehr fruchtbaren Gegend, die durch den Fluss überschwemmt wird. Man sieht auch Ruinen von Wasserleitungen und alles weiset darauf hin, dafs die Bewohner von den Vorzügen der Natur Nutzen zu ziehen und sie durch Kunst zu erhöhen wussten. Sonst aber weils man nichts von ihnen und ist auf Conjectur beschränkt. Die jetzige Bevölkerung von Casas grandes ist etwa 300. Die Orte, durch welche der Reisende ferner kam, sind Buena. ventura, welches nach L. H. eine sehr schöne Stadt von 1,400 Einwohnern ist; Chihuahua, die Hauptstadt des Staates, hat 70,000 Einw.; La Cruz, eine kleine Stadt am Rio Conchas; San Gregorio, wo eine grofse Masse von Eisen und Nickel zu sehen ist; Réal del Parral oder San

José del Parral mit 7,000 Einwohnern, deren es ehemals 50 bis 60,000 gehabt haben soll.

Am 14. Mai erreichte L. H. das durch sein Bergwerk reiche Zacatecas, passirte dann Villa de Leon, was gute Manufacturen hat; Guanaxuato, von Silbergruben umgeben, Queretaro und langte am 27. in Mexico an. Am 22. März 1828 schiffte er sich in Veracruz ein und landete Anfangs Juni in England.

VERMISCHTE

NACHRICHTEN.

31.

John Murace Willis's Reise.

Hr. John Murace Willis, welcher vor mehreren Jahren in Shrewsbury einen Cursus von Vorlesungen über Geographie etc. gegeben hat, befindet sich jetzt im nördlichsten America. Er machte früher Reisen in Russland, und erfuhr von der Russischen Regierung und den Ge lehrten in Rufsland eine sehr gütige Behandlung. In einem Schreiben aus Chippawa in Obercanada erwähnt er der sehr freundlichen Aufnahme, die er bei Hrn. Brandt, dem Anführer der 6 Indianer-Nationen, gefunden und spricht besonders von der Gastfreundlichkeit, welche er während eines dreimonatlichen Aufenthalts bei einem heidnischen Indianerstamme gefunden hat, welche mit Europäischer Sprache und Sitte gänzlich unbekannt waren, Hr. W. erkundigte sich bei diesem Stamme über die Möglichkeit, westlich nach den Russischen Niederlassungen am Stillen Meere zu reisen. Sie bemühten sich anfangs, ihm die Unternehmung auszureden; da sie ihn aber in seinem Vorsatze beharrlich fanden, so erboten sich zwei Indianer freundlich, ihn nach dem Columbiafluss begleiten zu wollen. Hr. W. macht sich darauf gefasst, dafs er eine interessante, obgleich gefährliche und beschwerliche Reise von 2,000 Engl. Meil. queer durch das Americanische Festland zu machen habe, durch ungeheure von wilden Thieren und Wilden bewohnte Wälder und ohne die Aussicht, auf dieser

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gefährlichen Reise auch nur durch ein einziges civilisirtes Wesen erfreut oder zurechtgewiesen zu werden. Wenn er den Columbiafluls erreicht, gedenkt er nach Kamtschatka überzufahren und zu Lande nach St. Petersburg zu reisen.

32.

Der Weinbau in Frankreich

wird in 78 Departements betrieben und 1,736,056 Hectaren dazu verwendet, davon 35,075,689 Hectolitres producirt, deren Werth man zu 540,389,298 Francs annimmt (I Hectol. zu 15 Fr. 40 C.) als Aerndtepreis. (Am höchsten ist die Erzeugung in dem Dep. de la Gironde, d. h. 2,805,000 Hectolitres zu 49,177,000 Francs Werth angeschlagen). Die Ausfuhr hat in den Jahren 1822 und 1823 im Durchschnitt 1,155,073 Hectolitres betragen, also etwas weniger als den dreifsigsten Theil der Aerndte. Die exportirten Weine gehören zu den theuersten. Man rechnet,

dafs 5,229,880 Hectolitres in Branntwein verwandelt werden und nach Abrechnung des Abganges und des Weinessigs etwa 25 Millionen Litres in Frankreich selbst verbraucht werden. Der Obstwein (Cidre) wird auf jährlich 8,868,738 Hectolitres gerechnet, und der Werth auf 67,178,946 Francs. (Das Dép. de la Seine inférieure producirt allein etwa den fünfton Theil dieser Quantität). Bier rechnet man, dass jährlich 2,300,000 Hectolitres gebrauet wird. (Das Départ. du Nord davon 1,066,285). Die Destillation des Franzbranntweins beträgt 751,945 Hectolitres (auf die Départements de la Charente und Charente inférieure kommen davon 334,100 Hectolitres), exportirt wird etwa 2.

33.

Eine topographische Untersuchung der Landenge von

Panama

hat gelehrt, dafs die beiden Oceane ein und dasselbe Niveau haben, dennoch aber der Anlegung eines Canals solche Schwierigkeit entgegenstehe, dass (nách einer BogotaZeitung) man der Vervollkommnung des Landtransports den Vorzug einzuräumen geneigt ist,

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