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schiedenen Provinzen Frankreich's findet. (Zeitung für Pferdeliebhaber. 1828. Nro. 31.)

41.

Ueber die Erfindung des Alphabets der Cherokesenschrift, durch den Wilden Seequahyah

hat Hr. Knapp in seinem Cours de littérature américaine, der so eben erschienen ist, einige äusserst interessante Umstände mitgetheilt.

Dieser Wilden - Philosoph ist ein Mann von 65 Jahren, von ernstem Aeufseren. Eine Deputation, die von den Cherokesen nach Washington gesendet wurde, verschaffte Hrn. Knapp Gelegenheit, ihn kennen zu lernen. Er sah ihn oft, unterhielt sich mit ihm lange Zeit über seine Entdeckung und erlangte darüber von ihm sehr schätzbare Auskunft, die er bald bekannt machte.

Die Weisesten unter den Cherokes en schrieben den Instrumenten, mit welchen die Weissen jene sprechenden Blätter verfertigten, die für sie ein unbegreifliches Wunder waren, übernatürliche Kräfte zu, Alles was man in diesem Betreff erzählte, erregte nicht weniger ihr Erstaunen als ihre Bewunderung und war seit langer Zeit für Seequahyah der Gegenstand beständigen Nachdenkens. Er, der weniger leichtgläubig und mehr zum Nachdenken geneigt war als seine Brüder, unternahm es in dieses Geheimniss einzudringen und sein Unternehmen wurde mit dem gelungensten Erfolg gekrönt. Ein Schaden am Bein, der ihn nöthigte, einen ganzen Sommer lang in seiner Hütte zu bleiben, und die Einsamkeit, welche er hier fand, verbunden mit der Unthätigkeit leisteten ihm für diesen Zweck treffliche Dienste, indem sie ihm verstatteten, sich mit aller gewünschten Ruhe der Aufsuchung der Mittel zu widmen, seiner Nation die Wohlthat der Schrift zu verschaffen.

Er fing damit an, auf das Sorgfältigste alle Töne seiner Sprache zu unterscheiden. Diese erste Arbeit war nicht ohne Schwierigkeit und zwar wegen der verschiedenen Tonabstufungen in der Aussprache, die überhaupt bei jedem noch nicht fixirten Idiom sehr zahlreich zu seyn pfle.

gen. Um aber seiner Arbeit die gröfstmöglichste Vollendung zu geben, mussten ihm seine Frau und seine Kinder diese Töne häufig wiederholen. Als er sich von der Richtigkeit seiner Beobachtungen überzeugt zu haben glaubte, begann er diese Töne durch Zeichen auszudrücken. Er wählte anfangs die Figuren von Vögeln und verschiedenen Thieren und verband mit jedem Zeichen die Vorstellung eines Tones. Indessen fand er bald zu viele Schwierigkeit bei dieser Methode, gab defshalb diese Bilder auf und erfand andere Zeichen.

Anfangs machte er deren 200; als er aber einsah, dass eine solche Menge die Schrift zu complicirt mache, reducirte er seine Zeichen mit Hülfe seiner Tochter, die ihn bei dieser Arbeit vollkommen unterstützte, bis auf 60. Bei dieser Zahl liefs er es endlich bewenden und gab sich nur damit ab, die erfundenen Zeichen noch zu vervollkommnen, damit man sie leichter ausführen und von einander unterscheiden könne. Anfangs hatte er kein anderes Werkzeug als ein Messer oder einen Nagel, um diese Schriftzeichen auf Baumrinde einzugraben, aber später lernte er Dinte und Federn kennen und von jetzt an wurde ihm die Sache weit leichter.

Die gröfste Schwierigkeit war diejenige, seine Landsleute zur Annahme seiner Erfindung zu bewegen. Die tiefe Zurückgezogenheit, in welcher Seequahyah seit langer Zeit gelebt, hatte den Cherokesen Mifstrauen eingeflöfst. Sie betrachteten ihn schier als einen Zauberer, der mit seinem Zauberbuche beschäftigt sey und selbst üble Absichten gegen seinen Nächsten habe. Ohne sich entmuthigen zu lassen, wendete sich der Philosoph an die ausgezeichnetsten und einflussreichsten Männer seines Stammes, erzählte ihnen die Entdeckung des grofsen Geheimnisses, das Wort durch Schrift zu fixiren, wie die Weissen zu thun pflegten und bat sie, sich von seinem Verfahren in Kenntnifs zu setzen. In ihrer Anwesenheit schrieb seine Tochter, welche bis jetzt seine einzige Schiilerin gewesen war, die Worte auf, welche sie aussprachen und sie waren ganz erstaunt, als endlich diese junge Person alles vorlas, was sie gesprochen hatten. Seequahyah, bat hierauf, dass man im Volksstamme einige junge Leute

auswählen möge, damit er ihnen sein Geheimniss lehren könne.

Obgleich noch nicht aller Verdacht entfernt war, SO vertraute man ihm denuoch einige Schüler an. Nach mehrern Monaten meldete er, dafs sie im Stande seyen, ein öffentliches Examen zu bestehen. Man nahm jeden von ihnen besonders vor, und erhielt den unbestreitbaren Beweis ihrer Fähigkeit. Alle verstanden, die Rede zu fixiren und gleich den Weissen sprechende Blätter zu verfertigen. Die Freude des Stammes war plötzlich und heftig, wie alle Affectionen dieser Wilden zu seyn pflegen. Ein grofses Fest wurde angeordnet. Seequahyah war mit Recht der Held desselben und die Nation der Cherokesen war stolz darauf, einen Mann zu besitzen, den der grofse Geist mit seinen göttlichen Eigenschaften begabt zu haben schien.

ๆ Seequahyah beschränkte sich nicht auf die Entdeckung seines Alphabetes. sondern erfand auch Zeichen für die Zahlen; er musste auch zugleich die vier Species der Arithmetik und besondere Namen zu ihrer Bezeichnung erfinden.

Derselbe Wilde ist durch sein eignes Genie auch Maler geworden, Die Pinsel hatte er sich aus dem Haar wilder Thiere gemacht, ohne jemals einen Malerpinsel gesehen zu haben. Seine Zeichnungen waren grob, verriethen indessen grofse Anlagen. Selbst die mechanischen Künste waren ihm nicht fremd. In seinem Stamme war er Grobschmied und ist nach der Zeit auch Goldschmied geworden. Man begreift, was ein so aufserordentliches Ge nie durch seinen Aufenthalt in einer Stadt wie Washington Alles lernen musste. Bekanntlich hat man Patrizen seines Alphabetes geschnitten und die Zeitung von NeuEchota, unter dem Namen: der Cherokesische Phönix, wird jetzt mit doppelten Spalten gedruckt, die eine mit dem von dem Cecrops seiner Nation erfundenen Typen und die andere in Englischer Sprache. Die erste Numiner dieser Zeitung ist im Monat Februar 1828 erschienen. (Vergl. A. G. u. St. Ephem. Bd. XXVIII. S. 188.)

Seequahyah ist in den Vereinigten Staaten und in Spanien bekannter unter dem Englischen Namen George Gness.

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Er stammt nicht aus reinem Cherokeṣischen Blut, sondern ist einer von denen, die man Halbblut nennt. Seinem Genie ist es zuzuschreiben, dass jetzt sein Stamm die Cherokesische Sprache lesen und schreiben kann, was vorher unmöglich war; auch wird die Erfindung des Seequahyah einen ausgezeichneten Einfluss auf die Civilisation der Cherokesen äussern, die wahrscheinlich bald nicht mehr zur Zahl der Wilden gerechnet werden dürften.

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42.

Zur Unterrichtsstatistik von Frankreich

sind im Universel vom 21. December zwei Documente mitgetheilt, welche von ganz verschiedenen Seiten her ein ziemlich gleiches Resultat liefern. Das erste ist eine Tabelle über die zum Militärdienst aus der Classe 1827 Aufgerufenen, aus welcher sich ergiebt, dass von 283 822 jungen Leuten 157,5'0 weder lesen noch schreiben konnten, und unter den übrigen 126,312 Individuen, welche die unterrichtete Classe bilden, 13,794 waren, welche nur lesen konnten und 11,731 begriffen sind, über deren Unterricht man nicht in's Klare gekommen war; woraus sich also ergiebt, dafs unter 5 solchen jungen Leuten 3 sich in völliger Unwissenheit befinden. Das zweite ist ein Bericht des Grofssiegelbewahrers über die im Jahr 1828 vor Gericht Angeklagten. Es fanden sich nämlich unter 7,394 Personen jeden Alters und Geschlechts, welche weder lesen noch schreiben konnten welche unvollkommen lesen und schreiben, oder blofs lesen konnten

4,166

1,856

welche einen höheren Unterricht als den der Primärschulen erhalten hatten

118

Angeklagte, welche wegen ungenügender Nachrichten über sie in diese verschiedenen Classen nicht gebracht werden konnten

474

7,394

Wenu man diese Zahlen einfacher ausdrückt, so sieht man, dass von 100 Angeklagten, 40 etwa Schulen besucht haben, die übrigen 60 aber in völliger Unwissenheit verblieben sind.

Männer konnten 44 von 100 lesen, Weiber nur 23. Die sieben Departements, worin die meisten Angeklagten vorkamen, welche lesen konnten, waren das des Ardennes, wo ihrer 73 von 100 waren, die du Doubs und du Bas Rhin 70; Haut Rhin 69; de la Meuse 68; de la Seine 67 und de la Lozère 60. Die sieben, wo ihrer am wenigsten waren, sind: Loire, wo 18 waren; de la Sarthe und de Maine et Loire, wo 16; des Landes, wo 12; de l'Allier, 10; du Cher; 9; des Côtes du Nord, 7 auf 100 kamen.

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In Corsica war die Proportion der Angeklagten, welche lesen und schreiben konnten, 46 von 100.

Es ist zu erinnern, dass hier nur von den Angeklagten die Rede ist, welche vor den Assisengerichten erschienen sind. Der vor das Polizeitribunal citirten Personen, waren in demselben Jahr 172,300.

NOVELLISTI K.

Deutschland.

53) Populationsbewegung in Frankfurt.

Dem Auszuge der Hauptkirchenregister zufolge wur den im verflossenen Jahre zu Frankfurt und Sachsenhausen 254 Paare getraut, 971 geboren u. 1,253 waren gestorben. Nach ihrem bürgerlichen Stande waren 90 getraute Paare Bürger mit bürgerl. Personen, 122 Paare bürgerliche mit Beisassen oder Fremden und 17 Paare von der Israelitischen Gemeinde. Von bürgerlichen Aeltern wurden geboren 739, von Beisassen und Fremden 173, von der israelitischen Gemeinde 59, worunter 498 Söhne und 473 Töchter, und unter solchen ein Drillingspaar, 4Zwillingspaare, 5 nach väterlichem Tode. Ausserdem sind todtgeboren 68. Im Jahr 1826 waren 253 getraut, 1,064 geboren und 1,301 gestorben; im Jahr 1827 eben so viele getraut und geboren wie im vorhergehenden Jahre, und 1,094 gestorben. Im Jahr 1828 waren 279 getraut, 1,070 geboren und 1,020 gestorben. (Frankfurter Ober - Postamtszeitung von 1830. Nro. 2.)

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