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AB URBE CONDITA

LIBRI XXI ET XXII.

Mit Anmerkungen

von

Dr. Ernst Wilhelm Fabri,

Rektor und Professor des K. B. Gymnasiums zu Nürnberg.

Neu bearbeitet

von

Dr. Heinrich Wilhelm Heerwagen,
Professor am K. B. Gymnasium zu Bayreuth.

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VORREDE

von

Ernst Wilhelm Fabri.

Den auf unsere Zeit gekommenen Geschichtsbüchern

des Livius haben in den letzten Jahrzehnten mehrere ausgezeichnete Gelehrte in Deutschland ihre Aufmerksamkeit in der Art zugewendet, dass sie sich bemühten, durch erneute Prüfung des vorhandenen kritischen Apparats den Text des Schriftstellers seiner ursprünglichen Gestalt näher zu bringen. Wie sehr sich in dieser Hinsicht Kreyssig, Bekker, Walch und Andere um die Schriften des Livius verdient gemacht haben, ist allgemein anerkannt. Wenn aber durch die verdienstvollen Leistungen dieser Gelehrten die Kritik des Livius wesentlich vorgeschritten ist, so kann es dagegen bei einem so anziehenden und vielgelesenen Schriftsteller auffallend scheinen, dass die Interpretation mit jenen Bestrebungen nicht gleichen Schritt gehalten hat, und dass namentlich für das Bedürfniss der Schulen weit weniger als bei vielen anderen Schriftstellern des Alterthums, selbst solchen, die für den Unterricht von geringerer Bedeutung sind, gesorgt worden ist. Die Stroth-Döringische Ausgabe wurde bei manchem Verdienstlichen, was sie enthält, doch schon bei ihrem ersten Erscheinen im Ganzen ungenügend befunden, geschweige dass sie den Anforderungen,

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welche man gegenwärtig an eine Bearbeitung dieser Art stellt, entsprechend sein könnte; dasselbe lässt sich von Ruperti's Kommentar bemerken; Raschig's dem Bekkerischen Texte beigegebene Noten sind zu sparsam und lassen zu Vieles in Hinsicht auf Sinn wie auf Sprachgebrauch unerörtert, als dass sie für die Erklärung ausreichen könnten; was anderwärts gegeben wurde, ist zwar zum Theil sehr werthvoll, beschränkt sich aber auf Erläuterung einzelner Stellen oder einzelner Abschnitte, während bei anderen das Bedürfniss unbefriedigt geblieben ist.

Unter solchen Umständen glaubt der Herausgeber für sein Unternehmen einer vorzugsweise auf Interpretation und den Bedarf der Schule gerichteten Bearbeitung von zweien der interessantesten Bücher des Livius, bei denen man bisher eine Ausgabe dieser Art vermisste, keiner Rechtfertigung zu bedürfen. Und wenn seine Ausgabe des Sallustius, obwohl sie gleichzeitig mit mehreren vorzüglichen Bearbeitungen dieses Schriftstellers erschien, nicht für überflüssig, erachtet worden ist und den Beifall einsichtiger Beurtheiler erhalten hat, so darf er wohl auch darauf die Hoffnung gründen, dass die gegenwärtige Arbeit, welcher er keine geringere Sorgfalt gewidmet hat, sich als eine nicht unnütze erweisen und eine günstige Aufnahme finden werde.

Was die Grundsätze betrifft, welche den Verfasser geleitet haben, so sind es im Wesentlichen die schon in der Vorrede zum ersten Bande seiner Ausgabe des Sallustius von ihm dargelegten, denen er um so mehr wieder folgen zu können glaubte, da ihnen seit

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dem die Billigung Sachkundiger zu Theil geworden ist. *) Auch hier war es hauptsächlich die Sprache, auf welche er mit Hinsicht auf die Leser, denen er vorzugsweise das Buch bestimmte, seine Aufmerksamkeit richtete, und zwar glaubte er vornehmlich das Eigenthümliche der Sprache des Livius ins Auge fassen zu müssen; wesshalb er auch nur selten Veranlassung gefunden hat, sich auf andere Schriftsteller zu beziehen. Wie in jener Ausgabe hat er den Grundsatz festzuhalten gesucht, der eigenen Thätigkeit des Lesers nicht durch ausführliche Erörterungen über die Gründe des Sprachgebrauchs vorzugreifen, sondern sich auf Andeutung derselben zu beschränken. Oft hat er sich bloss mit Anführung von Stellen begnügt, wo nämlich eine aufmerksame Betrachtung derselben hinreichend schien, um auf den richtigen Sinn eines Ausdrucks oder seine Beziehungen zu anderen Satztheilen hinzuleiten. Er hat natürlich hiebei es für seine Pflicht erachtet, das von früheren Herausgebern Mitgetheilte sorgfältig zu prüfen und für seinen Zweck zu benützen, und dass ihm insbesondere die Schätze der Drakenborchischen Ausgabe eine reiche Ausbeute gewährt haben, braucht er nicht hervorzuheben. Doch wird schon ein flüchtiger Blick in das Buch zeigen können, dass er sich nicht etwa auf ein Excerpiren jener Ausgabe beschränkt hat, wie auch die Citate selbst darthun können, dass er in

*) Der Herausgeber beruft sich insbesondere in dieser Hinsicht auf die Beurtheilungen jener Ausgabe in der Hallischen Literaturzeitung 1833 Nr. 12; in der Leipz. Literaturz. 1833 Nr. 58; in der allgem. Schulzeitung 1833 Nr. 153.

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