Page images
PDF
EPUB

Slack beobachtete Phänomen eines Zellenkreislaufes an einer Laudpflanze bestätigen. Bekanntlich sind die Antherenhäute von Tradescantia virginica intensiv blau gefärbt und an ihrer Aussenfläche mit spiraligen Streifen besetzt. So lange diese in ihrer Kontinuität wahrzunehmen sind, ist von dem im Inneren Enthaltenen und Vorgehenden nichts sichtbar. Wird aber eine solche unverletzte Anthere stark zwischen zwei Glasplatten gepresst und so die durch die Spiralen erzeugte Ungleichheit der Oberfläche aufgehoben: so sieht man im Innern einen zirkulären in senkrechter Richtung an den Innenwänden befindlichen Streifen, in welchem äusserst kleine durchsichtige Saftkügelchen an der vorderen Wand auf und an der hinteren niedersteigen. Die Kügelchen sind so klein, dass man mit Deutlichkeit das Phänomen erst bei einer 600fachen Vergrösserung im Durchmesser beobachten kann. Zur äusseren Seite dieses Saftstroms, liegt ein ziemlich grosser Nucleus, wie ihn aus andern Pflanzentheilen Robert Brown, Purkinje und Krocker d. J. beschrieben und abgebildet haben."

Herr Professor Dr. Henschel legte Thicle's Laubmoose der Mittelmark zur Ansicht vor.

In der sechsten, am 4. October, zeigte der Secretair unter dem von Professor Purkinje gefälligst dazu erlaubten Ploesslschen Mikroskope ein in kapselförmigen Auswüchsen einer Vaucheria (Ectosperma Vauch.) enthaltenes Thier. An den Enden und zur Seite der Fäden einer am 28. September bei Gräbschen unweit Breslau gefundenen Vaucheria befanden sich längliche Verdickungen, fast wie die Kapsel einer Barbula, nach unten in den Faden geöffnet und mit demselben von gleicher Bildung, in deren Innerem dem unbewaffneten Auge ein schwarzer Punkt sichtbar war, dessen Bewegung schon unter der Loupe deutlich zu erkennen war. Unter dem Kompositum zeigte derselbe eine deutliche Bewegung, sowohl durch Kontraction und Expansion,' wie auch als deutliche Veränderung der Lage und des Ortes;

meist war derselbe, von mehreren rundlich-elliptischen kleineren Körpern begleitet. Die nähere Untersuchung, indem die kapselförmigen Körper aufgeschnitten und der Inhalt behutsam herausgedrückt wurde, ergab, dass jener Körper ein wirkliches lebendiges Thier war, welches ausserhalb seiner Wohnung zwar keine fortrückende aber eine unausgesetzte Bewegung seiner Theile zeigte und thierische Bildung deutlich zu erkennen gab, Der schwarze rundliche und wulstige Kern war von einem grauen halbdurchscheinenden undeutlich zellfaserigem Randkörper umgeben, der nach vorn in ein keuliges mit Fasern besetztes Kopfende, nach hinten in ein spitziges, wahrscheinlich gegliedertes Schwanzende verlief. Diese Theile waren in einer fortwährenden Ineinanderschiebung und gleichsam konvulsivischen Bewegung begriffen, so dass bald der schwarze innere Theil sich als Hauptmasse zeigte und der äussere graue nur als schmaler Rand erschien, bald jener sich in einen engen Raum zusammenzog und dieser sich erweiterte, häufig beide Enden unter den anderen Theilen völlig verschwanden. Nach etwa 8 Tagen die Vaucheria wurde im Zimmer in einem Gefäss mit Wasser aufbewahrt war unter einer grossen Menge keines mehr lebend anzutreffen; sie zerfielen in eine schwarze pulverige Masse. Die begleitenden kleineren Körper, welche bisweilen eine drehende Bewegung ihres vom Rande (der Schale) durch einen schmalen hellen Streif gesonderten Inhalts zeigten, wurden unbedenklich für die, Eier jenes Thieres erkannt, wie die Beobachtungen des Hrn. Dr. Valentin, welcher die Betrachtung unter dem erwähnten Mikroskope weiter fortsetzte, ausser Zweifel setzten. Es ist diess also ein Beispiel eines wahren Entozoum im Inneren einer lebendigen Pflanze. Nachträglich erlaube ich mir noch folgendes hinzuzufügen. Vaucher's Histoire des Conferves d' Eau douce, welche wir der Güte des Hrn. Präsidenten Nees von Esenbeck verdanken, hat uns belehrt, dass diese Beobachtung zuerst von Vaucher ge

Die Einsicht in

macht worden ist. Die Figuren 8. ☛ und 11. s auf der dritten Tafel stellen dieselbe Erscheinung dar. Er erwähnt der Bewegung des schwarzen Punktes, erklärt das Thier für Cyclops Lupula Müller und meint, dass diese kapselförmigen Wohnstätten den Gall-Auswüchsen der höheren Pflanzen zu vergleichen seien, eine Muthmassung, auf die ich gleichfalls bald aufänglich verfallen war.

In der siebenten, am 5. November, legte Herr Dr. Alexander einen seltsam gebildeten Agaricus aus der Gegend von Görlitz vor, indem sich aus einem schwammigen stroma eine Anzahl Hüte in verschiedenen Stufen entwickelt hatten.

Herr Lehrer Schummel legte eine äusserst schöne und regelmässige Pelorie von Linaria vulgaris mit fünf Spornen

vor.

Herr Baron von Uechtritz hatte biographische Notizen über den Schlesischen Pflanzenkundigen Melchior Sebizius eingesandt, welche der Secretair vorlas. Melchior Sebizius sen. geb. zu Falkenberg in Ober-Schlesien 1539, Sohn des George Sebisch und der Katharina Oczeki, hörte in Leipzig den Camerarius, studirte in Strassburg 1561 die Rechte und in Paris die Medicin. Dem Bruder des Caspar Bauhinus half er 1565 zu Lyon an der Bearbeitung der Kräuterhistorie. Dann hielt er sich zu Montpellier, Strassburg und Heidelberg auf, kehrte 1569 nach Schlesien zurück, besuchte von hier aus Italien, ging nach Strassburg und promovirte zu Valence den 25. August 1571. 1574 wurde er Stadtarzt in Hagenau, 1586 Physikus und Professor in Strassburg. Er starb den 12. Juni 1625. Er veranstaltete eine neue Edition von Bocks Kräuterbuch, schrieb Funfzehn Bücher vom Feldbau Strassburg 1580 und übersetzte Theophrasti Tractatum de Sudoribus et Vertigine in das Latei

nische."

Der Secretair berichtete über die im verflossenen Jahre in Schlesien aufgefundenen Pflanzen - Arten und Formen, deren

Vorkommen bisher unbekannt war. Eine schöne Entdeckung, zugleich eine neue Sippe, ist die von Ref. längst vermuthete und vielfach aber vergeblich gesuchte Moenchia quaternella Ehrh., welche Herr Apothekergehülfe Krause anf sandigen Aeckern bei Tarnast aufgefunden. Eine zweite ist die mannshohe Crepis sibirica L., von Ref. im Juli d. J. im Kessel an der Janowitzer Haide im Gesenke gefunden, welche hiermit auch als ein neuer Bürger in die deutsche Flora eintritt, da sie bisher zunächst nur aus Ungarn bekannt war. Die betreffenden Exemplare wurden vorgelegt. Ausserdem ein Cnicus canus, foliis profunde pinnatifidis, vom Herrn Apotheker Grabowski bei Oppeln, eine Anemone vernalis, floribus violaceis vom Herrn Apothekergehülfen Krause bei Deutsch - Hammer und ein zweifelhaftes Geum (Sieversia), von G. montanum durch caulis biflorus, folia acute dentata und den Blattumriss verschieden, von Ref. im obenerwähnten Kessel im Gesenke gefunden. Herr Lehrer Schummel erwähnt hierbei einer in den Trebnitzer Bergen gefundenen Varietät von Hypochaeris maculata, foliis pinnatifidis.

[ocr errors]

Der Secretair theilte seine Beobachtungen über die aus den Fäden einer Vaucheria heraustretenden im Wasser frei beweglichen scheinbar animalischen Körper mit, welche zuerst Trentepohl, dann E. G. Nees von Esenbeck und Unger gesehen und beschrieben haben. Eine am 27. September d. J. bei Kleinburg gesammelte Vaucheria, ohne Spur der sogenannten vesicae oder anderweitiger Fruchtkörper, wurde in einer Tasse im Zimmer aufbewahrt. Am 5. Oktober wurden bei zufälliger Besichtigung auf der Oberfläche zwischen den Fäden der Vaucheria und auf den Grunde der Tasse elliptisch-sphärische Körper bemerkbar, theils heller theils dunkler grün, welche theils völlig sphäroidisch, theils an einer Seite in eine stumpfe Spitze ausgehend, theils in Fäden, wie die der Vaucheria, ausgewachsen sich zeigten. An den Enden einiger Fäden zeigte sich eine dunkle schwarzgrüne keulenförmige Verdickung. Einzelne der

beschriebenen elliptischen Körper schwammen im Wasser scheinbar willkührlich doch langsam umher. Sowohl unter der Loupe als auch an einem unter das Kompositum gebrachten Theile dieser Vancheria mit den keuligen Enden wurde nun wiederholt und deutlich wahrgenommen, wie der dunkle Inhalt der Keulen sich von dem hellgrünen Inhalte des Fadens trennte, so dass ein heller Raum dazwischen entstand, allmählig weiter forträckte, und zuletzt aus dem Faden völlig heraustrat und als ein elliptischer unten dunkler oben hellergrüner Körper im "Wasser umherschwamm. Seine Bewegung dauerte von 1/2 bis zu 5 Minuten; alsdann blieb er an dem Rande der Tasse oder auf dem Boden unbeweglich liegen, veränderte binnen einigen Stunden seine elliptische Gestalt in die völlig sphärische und die Färbung in eine gleichmässige heller grüne, und meistentheils sprossten schon am anderen Tage kurze Fäden, wie die oben angezeigten, daraus hervor, welche sich fortdauernd verlängerten. Diese Beobachtungen -die der obengenannten Forscher und die hier mitgetheilten stimmen in den wesentlichen Punkten überein — haben früherhin zu dem Schlusse berechtigt, dass diese Erscheinung die Entwickelung einer belebten und thierischen Phanzenspore darstelle, dass sie somit einen Uebergang der pflanzlichen Bildung zur thierischen Natur, ja die unmittelbare Rückbildung dieser in jene aufweise. Dabei musste es seltsam scheinen, dass unter allen niederen Pflanzenbildungen nur die Konferven und unter diesen wieder nur eine Vaucheria dazu verdammt sei, in ihrer Natur nicht beharren zu dürfen und das Amt der Vermittelung zweier sonst getrennten Reiche überneh¬ men zu müssen. Herr Dr. Valentin hat unter dem Ploesslschen Mikroskop diese Erscheinung weiter beobachtet und gefunden, dass jene beschrichenen Körper sowohl während ihrer Lösung aus dem Fadenende, als auch bei der Bewegung im Wasser eine fortwährende schnelle spiralische Drehung ihres körnigen Inhaltes haben, eine Erscheinung, die ihm mit dem spiralischen.

[ocr errors]
« PreviousContinue »