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fohlen sitzen, einen mann vor, den andern hinter sich setzen und einen davon auf das erbe herablassen (3, 831 vgl. 2, 541). das fohlen galt für noch edler und reiner, als ein ros*).

Tacitus (Germ. 9. 10), nachdem er gesagt hat 'lucos ac nemora consecrant', fügt hinzu: 'proprium gentis, equorum quoque praesagia ac monitus experiri. publice aluntur, iisdem nemoribus ac lucis, candidi et nullo mortali opere contacti, quos pressos sacro curru sacerdos ac rex vel princeps civitatis comitantur, hinnitusque ac fremitus observant. nec ulli auspicio major fides non solum apud plebem, sed apud proceres, apud sacerdotes: se enim ministros deorum, illos conscios putant, diese heiligen thiere sind mitwisser der götter und können deren rathschläge offenbaren. Noch der indiculus paganiarum cap. xII redet de auguriis equorum, ohne sie näher zu schildern; pferdegewieher ist heilbringendes zeichen (abergl. no. 239) **). kriegern galt das wiehern (ahd. hueiôn, mhd. weien, mnl. neien, altn. hneggja, schwed. gnägga) ein vorzeichen des siegs, und wenn sich die rosse ihrer freudigen, mutweckenden stimme enthielten, der niederlage; ein beispiel gewährt die flandr. reimchronik ed. Kausler 7152 (vgl. anm. s. 604). bekannt ist die persische königswahl nach dem gewieher des hengsts. Herod. 3, 84. In dem norweg. märchen Grimsborken (Asb. og Moe no. 38) wird ein fohlen von zwölf stuten aufgesäugt und kluger rede theilhaftig.

Und wie in Mimirs abgehauenem haupte seine klugheit fortdauerte (s. 352), scheint das heidenthum mit abgeschnittenen, aufgerichteten pferdehäuptern vielfachen zauber getrieben zu haben. in einem kindermärchen (no. 89) wird des treuen Falada haupt über das thor genagelt und die königstochter führt mit ihm gespräch. dieses abschneidens und aufstellens der pferdehäupter habe ich schon s. 41, 42 erwähnt als einer uralten deutschen sitte. Plin. 19, 10

*) der zahn eines fohlen, scheint es, wurde umgehängt und als schutzmittel getragen. ein mhd. dichter sagt: 'gevater unde fülizant an grôzen næten sint ze swach', MS. 2, 169 helfen nur für kleine schmerzen. kinder, die man auf schwarzem fohlen reiten lässt, zahnen leicht. abergl. 428. nach Eracl. 1320. 1485 scheinen fülzene die geschobnen ersten zähne des fohlen, die das pferd später durch andre ersetzt.

**) was der athem des schweins verunreinigt hat, stellt der des pferds wieder her (abergl. 820. schwed. 92), das pferd ist ein reines thier. einer gebährenden hilft, dafs das pferd aus ihrer schürze fresse (abergl. 337).

gedenkt als eines mittels gegen die raupen: si palo imponantur in hortis ossa capitis ex equino genere. In Scandinavien steckte man pferdehäupter auf stangen und richtete den mit hölzern aufgesperrten, gähnenden rachen *) nach der gegend, woher der angefeindete mann, dem man schaden wollte, kommen muste. das hiefs neidstange. Saxo gramm. p. 75: immolati diis equi abscissum caput conto excipiens subjectis stipitibus distentos faucium rictus aperuit, sperans se primos Erici conatus atrocis spectaculi formidine frustraturum. arbitrabatur enim ineptas barbarorum mentes oblatae cervicis terriculamento cessuras; et jam Ericus obvium illis iter agebat. qui prospecto eminus capite obscoenitatis apparatum intelligens, silere socios cautiusque se gerere jubet, nec quemquam temere praecipitare sermonem, ne incauto effamine ullum maleficiis instruerent locum, adjiciens si sermone opus incideret verba se pro omnibus habiturum. jamque medius illos amnis secreverat, cum magi, ut Ericum pontis aditu deturbarent, contum, quo equi caput refixerant, fluvio citimum locant. ille nihilominus pontem intrepide aggressus 'in latorem' inquit 'gestaminis sui fortuna recidat, nos melior consequatur eventus. male maleficis cedat, infaustae molis gerulum onus obruat, nobis potiora tribuant omina sospitatem!' Nec secus quam optabatur evenit: continuo namque excussa cervice ruens. ferentem stipes oppressit. Egilssaga p. 389: Egill tôk î hönd ser heslis staung, ok geck â bergsnaus nockura, þá er vissi til lands inn. på tok hann hrosshöfuð ok setti up & staungina. sidan veitti hann formâla ok mælti sva: 'her set ek upp nidstaung ok snŷ ek þessu nîđi â hönd Eirîki konûngi ok Gunnhildi drôttnîngu.' hann sneri hrosshöfdinu inn t land. Andere mal wurde ein menschenhaupt (aus holz) geschnitzt, auf eine stange befestigt, diese aber in die brust eines geschlachteten pferdes gesteckt **). Vatnsd: p. 142: Iökul skar karls höfut â sûlu endann ok risti â rûnar med öllum þeim formâla sem fyrr var sagdr, siđan drap Iökull mer eina, ok opunđu hana hia briostinu, færđu â sûluna, ok lêtu horfa heim á Borg. Es ist aller beachtung werth, dafs bis auf den heutigen tag in einem theile Niedersachsens

*) auch wolfshäupter wurden so mit haselstäben gesperrt und aufgehangen. Isengrim 645. 647. 648. Reinardus 3, 293. 312. Reinhart einleitung s. LXIX. 66

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**) vgl. abergl. 838 das setzen der weide in das maul des todten füllens.

Grimms mythol. 3. ausgabe.

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(Lüneburg, Holstein, Meklenburg) die bauernhäuser auf dem giebel geschnitzte pferdeköpfe haben: man sieht es als blofse auszierung des dachgebälks an, die sitte mag aber weit hinauf reichen und mit dem heidnischen glauben zusammenhängen, dafs durch die auswärts schauenden häupter von den häusern unheil abgehalten werde*). nach den jb. des mekl. vereins 2, 118 sind die pferdeköpfe an jedem giebel (kühlende) des dachs kreuzweise angenagelt, eine erinnerung an die heiligen rosse der alten. Heinr. Schreiber (taschenb. f. 1840 s. 240 ff.) hat diese gegen einander springenden pferde auch auf den giebeln der älteren häuser im romanischen Rhätien (nicht in der deutschen Schweiz noch in Tirol) wahrgenommen; offenbar zu voreilig erklärt er sie für ein celtisches symbol, denn wollte man sagen in Niedersachsen sei dieser brauch von früheren Celten her übrig, so verlöre die critik allen halt. mir scheint die sitte und der pferdecultus überhaupt auf gleiche weise Celten, Deutschen und Slaven eigen, welche einzelnen stämme unter diesen völkern ihm zumeist ergeben waren, wird sich künftigen forschungen allmälich enthüllen. Praetorius (weltbeschr. 2, 162. 163) erzählt, die undeutschen leute (Wenden) pflegten zur abwehrung und tilgung der viehseuchen um ihre ställe herum häupter von tollen pferden und kühen auf zaunstaken zu stecken; auch ihren pferden, welche nachts vom mahr oder leeton matt und müde geritten würden, einen pferdekopf unter das futter in die krippe zu legen, das hemme die macht des geistes über das thier. Wahrscheinlich meint das abergläubische vergraben des todtenkopfs im stall (no. 815) den eines pferdes**). in Holland hängt man einen pferdekopf über schweinställe (Westendop p. 518), in Meklenburg wird er dem siechen unters kopfkissen gelegt (jb. 2, 128).

*) etwa, wie man den kopf des adlers auf dem hause drehte und damit den wind zu richten wähnte (s. 600). aus der heidnischen sitte des thierhauptaufsteckens deuten sich uralte ortsnamen in Deutschland und Frankreich, z. b. Berhaupten, Tierhaupten, Roshaupten (Schm. 2, 223). ad locum qui nuncupatur caput caballinum (Pertz 2, 278). ad locum qui vocatur caput equi (vita s. Magni, bei Canisius lect. ant. 1, 667), bei Goldast (scr. rer. alem. I. 2, 198) mit dem zusatz: et idcirco vocatus est ille locus caput equi, quia omnes venatores reliquerant ibi suos caballos et pedestres ibant ad venandum offenbar eine falsche, spätere deutung, wie denn überhaupt dieses leben des heil. Magnus (Magnoald, Mangold) mehrfach interpoliert ist, vgl. Mabillon acta Bened. sec. 2. p. 505.

**) vgl. fornald. sög. 2, 168. 300 was von dem hrosshaus des Faxi erzählt wird.

Auch das werfen des pferdehaupts in die Johannisflamme (s. 585) sollte zauberhaft wirken *).

Schon des Praetorius nachricht zeigt, dass die Slaven im pferdecultus mit den Deutschen übereinstimmten. es fehlt aber nicht an merkwürdigeren älteren zeugnissen. Dietmar von Merseburg (6, 17 p. 812) meldet, von den Luitizern d.h. Wilzen: terram cum tremore infodiunt, quo sortibus emissis rerum certitudinem dubiarum perquirant. quibus finitis cespite viridi eas operientes, equum, qui maximus inter alios habetur, et ut sacer ab his veneratur, super fixas in terram duorum cuspides hastilium inter se transmissorum supplici obsequio ducunt, et praemissis sortibus, quibus id explicavere prius, per hunc quasi divinum denuo augurantur; et si in duabus his rebus par omen apparet, factis completur; sin autem, a tristibus populis hoc prorsus omittitur. Die vita beati Ottonis episcopi bambergensis, verfafst von einem gleichzeitigen ungenannten (bei Canisius III. 2, 70) erzählt lib. 2 cap. 22 umständlicher von den Pommern, welche Otto im j. 1124 bekehrte: habebant caballum mirae magnitudinis, et pinguem, nigri coloris, et acrem valde. iste toto anni tempore vacabat, tantaeque fuit sanctitatis, ut nullum dignaretur sessorem; habuitque unum de quatuor sacerdotibus templorum custodem diligentissimum. Quando ergo itinere terrestri contra hostes aut praedatum ire cogitabant, eventum rei hoc modo solebant praediscere. hastae novem disponebantur humo, spatio unius cubiti ab invicem separatae. strato ergo caballo atque frenato sacerdos, ad quem pertinebat custodia illius, tentum freno per jacentes hastas transversum ducebat ter atque reducebat. quod si pedibus inoffensis hastisque indisturbatis equus transibat, signum habuere prosperitatis, et securi pergebant, sin autem, quiescebant. Hiernach wurde durch neun ellenweit von einander liegende speere, nach Dietmars älterer meldung über die spitzen zweier verschränkter speere das heilige ros geleitet; es kann aber bei den Lutizern damit verschieden gehalten worden sein als bei den Pommern. Saxo gramm. p. 321 erzählt die sache von den rügischen Slaven wieder anders; praeterea peculiarem albi coloris equum titulo possidebat (numen), cujus jubae aut caudae pilos convellere nefarium ducebatur. hunc soli sacerdoti pascendi insidendique jus

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*) wozu haben die mönche im kloster ein caput caballinum? Reinardus 3, 2032. 2153. bei Burcard Waldis 4, 2 die redensart 'aus einem todten roskopf gespunnen', heifst das gezaubert?

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erat, ne divini animalis usus quo frequentior hoc vilior haberetur. In hoc equo, opinione Rugiae, Svantovitus (id simulacro vocabulum erat) adversum sacrorum suorum hostes bella gerere credebatur. cujus rei praecipuum argumentum exstabat, quod is nocturno tempore stabulo insistens adeo plerumque mane sudore ac luto respersus videbatur *), tanquam ab exercitatione veniendo magnorum itinerum spacia percurrisset. Auspicia quoque per eundem equum hujusmodi sumebantur. cum bellum adversum aliquam provinciam suscipi placuisset, ante fanum triplex hastarum ordo ministrorum opera disponi solebat, quorum quolibet binae e traverso junctae, conversis in terram cuspidibus figebantur, aequali spaciorum magnitu→ dine ordines disparante. ad quos equus ductandae expeditionis tempore solenni precatione praemissa a sacerdote e vestibulo cum loramentis productus, si propositos ordines ante dextro quam laevo pede transcenderet, faustum gerendi belli omen accipiebatur. sin laevum vel semel dextro praetulisset, petendae provinciae propositum mutabatur. Diese schilderung ist noch genauer, das heilige hier der gottheit selbst, die es zu nacht besteigt, beigelegte ros wird dreimal über zwei gekreuzt eingesteckte, also über sechs speere geführt, und mufs jedesmal, wenn die bedeutung glücklich sein soll, mit dem rechten fufs zuerst vorschreiten: hat es nur in einer reihe den linken vor dem rechten erhoben, so steht unheil bevor. die farbe des rosses wird wei/s, wie bei Tacitus, nicht schwarz, wie bei dem lebensbeschreiber Ottos angegeben.

Nach der chronica augustensis ad a. 1068 (bei Freher 1, 349) hatte der Halberstädter bischof Burcard (der Buko) welchen noch das heutige kinderspiel kennt) den Lutizern ihr heiliges pferd weggenommen und war selbst darauf nach Sachsen heim geritten: Burcardus halberstatensis episcopus Luiticiorum provinciam ingressus incendit, vastavit, avectoque equo, quem pro deo in Rheda **) colebant, super eum sedens in Saxoniam rediit..

Darf man nun folgende vorstellung fassen: Dietmar und der Augsburger annalist meinen des Radigast zu Rhe

*) wie das vom nachtgeist gerittene pferd frühmorgens staubig und schweifsig dasteht (s. 626).

**) nicht 'in rheda' (Wedekinds noten 1, 173). Rhetra, ein hauptort des slav. heidenthums, nach Adam von Bremen im lande der Retharier, wo des Redigost tempel steht; Dietmar gibt der Lutizerstadt, im gau Riedera, selbst den namen Riedegost.

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