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tra, Saxo und der autor der vita Ottonis des Svatovit zu Arkona heiliges pferd? jedem dieser götter *) waren rosse geweiht und vielleicht noch andern. So mögen auch in Deutschland mehrern gottheiten rosse geheiligt und weissagungen unter ähnlichen gebräuchen damit gepflogen worden sein, namentlich dem Frouwo (s. 621. 622) und Wuotan (s. 140. 141).

Einige nachrichten von der verehrung heiliger pferde in Ditmarsen scheinen bedenklich. Der Rieswold oder Riesumwold an der grenze zwischen Norder und Süderditmarsen soll, der sage nach, ein heiliger wald gewesen sein, worin menschenopfer statt fanden, und wei/se, den göttern geweihte pferde genährt wurden **). das ist nichts als unbefugte anwendung der tacitischen stelle auf eine bestimmte gegend. Eigenthümlicher klingt was Bolten 1, 262 dem verdächtigen Carsten nacherzählt, bei Windbergen habe ein dem Hesus (!) geheiligter hain gestanden, noch heute genannt Hese oder Heseholt ***). in dem hain seien dem gott zwei weise pferde, ein junges und ein altes, gefuttert worden, welche niemand besteigen durfte, aus deren gewieher und springen gute oder böse zeichen entnommen wurden. einige reden von zehn oder zwanzig rossen. ein priester des gottes steckte stäbe in die erde, führte das gezäumte ros heran, und liefs es durch gewisse gänge langsam über die stäbe springen. Joh. Adolfi d. i. Neocorus, auf den sich dabei bezogen wird, hat nichts von allem dem. auch das verbot des besteigens stimmt zu jenen rossen der Slaven.

Für die heidnischen Liven aber lässt sich die slavische gewohnheit beglaubigen. das chronicon livonicum vetus meldet ad a. 1192 (bei Gruber p. 7): colligitur populus, voluntas deorum de immolatione (fratris Theoderici, cisterciensis) sorte inquiritur. ponitur lancea, calcat equus; pedem vitae deputatum (d. i. den rechten) nutu dei praeponit. orat frater ore, manu benedicit. ariolus deum

Christianorum equi dorso insidere et pedem equi ad praeponendum movere asserit, et ob hoc equi dorsum tergen

*) Svjatovit oder Svantevit hat man vermengt mit dem heil. Vitus, sanctus Vitus, vgl. acta sanctor. 15 jun. p. 1018; unmöglich aber kann man aus Vitus den gott Svantevit entspringen lassen.

**) Falks samlung von abhandlungen. 5, 103. Tondern 1828. ***) bei diesem Hesewald entsinnt man sich übrigens der silva Heisi, Hese an der Ruhr in Westfalen (Lacombl. no. 6. 17. 64. 260) und der silva caesia des Tacitus.

dum, quo deus elabatur. quo facto, dum equus vitae pedem praeponit, ut prius, frater Theodoricus vitae reservatur. Hier traf heidnisches und christliches wunder

zusammen.

Auch altpreufsisch war dieser cultus: Prussorum aliqui equos nigros, quidam albi coloris, propter deos suos non audebant aliqualiter equitare. (Dusburg 3, 5) *).

Der pferdeopfer und des davon unzertrennlichen pferdefleischessens geschah schon s. 41-43 erwähnung; Strabo berichtet, dafs die Veneter dem Diomed ein wei/ses pferd opferten (V. 1, 9. Siebenk. 2, 111). Die Inder bringen mit feierlicher zurüstung grofse pferdeopfer. Merkwürdig scheint, was von den Kalmüken erzählt wird. bei ihnen sieht man eine menge aufgestellter gerüste mit pferdehäuten und köpfen, überbleibsel gebrachter opfer. die richtung des pferdekopfs nach osten oder westen bestimmt, ob das opfer einem guten oder bösen geist gebracht wurde **). es gemahnt einmal an jenes opfermäfsige aufstecken der pferdehäupter in Deutschland in bestimmter richtung, das nach einführung des christenthums für boshaften zauber galt, dann an die pira equinis sellis constructa bei Jornandes und das ona der scythischen könige bei Herodot (RA. 676).

Von heilighaltung der rinder weiss ich weniger mitzutheilen, wiewol sie schon darum nicht zu bezweifeln ist, weil rinder geopfert wurden, stiere den fränkischen königswagen zogen (RA. 262). noch im spätern mittelalter behielten die kriegswagen rinder bei: capto ducis (lovaniensis) vexillo, dicto gallice standart, opere plumario a regina Angliae, ei misso, quod fastu superbiae quadriga boum ferebat. Chapeaville 2, 69 (a. 1129). eines mit vier wei/sen ochsen bespannten wagens in Lothringen gedenkt Scheffers Haltaus s. 251. Nach Plutarchs bekannter meldung im Marius (ed. francof. p. 419) schwuren die Cimbern über einem ehernen stier, woraus man das stierhaupt im meklenburgischen wapen herleitet. (Mascov 1, 13). Zu Hvîtabær verehrten die leute ein rind (fornald. sög. 1, 253), zu Upsal eine kuh (das. 1, 254. 260. 266. 270. 272).

Während von den pferden der hengst mehr als die stute verehrt wird, scheint unter den rindern die kuh den vorzug zu haben. kühe waren vor der Nerthus wagen. die edda gedenkt einer kuh namens Audhumla, welche

*) dafs die Ehsten dem pferd weissagende kraft zuschreiben lehrt abergl. no. 35.

**) Ledebour reise nach dem Altai. Berlin 1830. 2. 54. 55.

bei dem ersten menschengeschlecht eine grofse rolle spielt (s. 526), sicher für ein heiliges thier galt. Jenem glauben an pferde (s. 622) steht ein 'âtrûnađr á kû' zur seite. nig Eysteinn von Schweden glaubte an eine kuh, die Sîbilja hiefs: 'hun var svâ miök blôtin, at menn mâttu eigi standast låt hennar', sie wurde mit in die schlacht geführt (fornald. sög. 1, 254. 260). könig Ögvaldr führte eine solche heilige kuh überall mit sich, zu wasser und zu land, und trank beständig ihre milch fornm. sög. 2, 138. 10, 302). *)

Wie die mähnen der pferde schmückte man die hörner der kühe mit gold: gullhyrndar kŷr (Sæm. 73a 141*) noch heute ziert der alpenhirt die hörner des rinds mit bändern und blumen. den opferrindern wird diese ausstattung nicht gemangelt haben.

Das sanskr. gaus (bos und vacca), thema gô, acc. gâm, pers. ghau, gho, entspricht dem lett. gohw, ahd. chuo, ags. cú, altn. kŷr. noch wichtiger ist, dafs go zugleich terra und plaga bedeutet (Bopp gramm. §. 123 gloss. p. 108b), wodurch es sich an das gr. ya, yn schliefst. hierzu das auftreten jener Audhumla in der nord. schöpfungsgeschichte genommen, lässt sich vielleicht rinta (die erde) und Rindr (s. 230) zu rind armentum halten, welches freilich in der alten form HR fordert (Graff 4, 1171); wer weifs ob nicht auch rinde (cortex) ursprünglich aspiriert war? Evoónn, der name eines theils der erde wird zugleich erde (die weite svoɛia) ausdrücken, und s. 314 vermutete ich, dafs Europa, mit der Zeus als stier buhlte, selbst als kuh, gleich der Io, gedacht worden sein mag; nicht die erde hat von ihr, vielmehr sie nach der erde den namen. Über die verehrung der kühe und rinder bei Indern, Aegyptern und Römern verweise ich auf A. W. Schlegels gelehrte abhandlung **). auch die Israeliten brachten das brandopfer einer rothen kuh (goth. kalbô), auf welche noch kein joch gekommen war. Mos. IV, 19.

Eber und bock waren heilige opferthiere (s. 44. 45),

*) was bedeutet die schwarze kuh in folgenden redensarten? 'die schwarze kuh drückt ihn' (Hüpels livländ. idiot. 131), 'die schwarze kuh hat ihn getreten' (Etners apoth. 514). 'van onser goe

den blaren coe, van miere blaren coe' ist hor. belg. 6, 97. 101 (vgl. 223) die rede, von der blauen kuh ir. elfenm. CXX. schlachten der schwarzen kuh bringt gefahr (abergl. 887). unter den benennungen des regenbogens findet sich das sloven. mavra, schwarze kuh.

**) ind. bibl. 2, 288 - 295.

der eber *) dem Freyr (s. 194), böcke und ziegen dem Thôrr (s. 168) gewidmet, wie noch jetzt bock und ziege für teufelsgethier gelten **). Auf jenen göttlichen eber glaube ich noch das alte lied beziehen zu dürfen, aus dem uns Notker (der so selten vor fremder gelehrsamkeit dazu kommt was er vaterländisches wuste aufzuzeichnen) eine stelle behalten hat: imo sint fuoze fuodermâze,

imo sint burste ebenho forste,

unde zene sine zuelifelnige,

seine borsten ragen hoch wie der wald, seine hauer sind zwölf ellen lang. Einen grund der heilighaltung des ebers findet man darin, dafs er die erde aufwühlt, und die menschen von ihm das pflügen gelernt haben. Auch die Slaven scheinen solche eber verehrt zu haben: 'testatur idem antiquitas, errore delusa vario, si quando his saeva, longae rebellionis asperitas immineat, ut e mari praedicto (nahe bei Riedergost) aper magnus et candido dente e spumis lucescente exeat, seque in volutabro delectatum terribili quassatione multis ostendat'. Ditm. merseb. p. 812.

Nur hausthiere waren opferbar, obgleich nicht alle, namentlich der hund nicht, der sich sonst oft zu dem herrn wie das pferd verhält; er ist treu und klug, daneben aber liegt etwas unedles, unreines in ihm, weshalb mit seinem namen gescholten wird. bemerkenswerth scheint, dafs hunde geistersichtig sind (abergl. 1111) und den nahenden gott, wenn er noch menschlichem auge verborgen bleibt, erkennen. als Grîmnir bei Geirrödr eintrat, war 'eingi hundr svâ ôlmr, at á hann mundi hlaupa', der könig liefs den schwarzgemantelten fangen, 'er eigi vildo hundar ârâđa'. Sæm. 39. 40. auch wenn Hel umgeht, merken sie die hunde. dazu stimmt genau der griech. glaube, niemand erschaut die nahende Athene, selbst nicht Telemachos, nur Odysseus und die hunde, Od. 16, 160:

οὐδ ̓ ἄρα Τηλέμαχος ἴδεν ἀντίον, οὐδ ̓ ἐνόησεν,
οὐ γάρ πω πάντεσσι θεοὶ φαίνονται ἐναργείς,
αλλ' Οδυσεύς τε κύνες, καί ῥ ̓ οὐχ ὑλάοντο ***),
κνυζηθμῷ δ' ετέρωσε διὰ σταθμοιο φοβηθεν.

*) doppelt benannt heifst er ahd. epur, ags, eofor und ahd. pêr, ags. bar, (goth. báis?).

**) wie gott (Wuotan) den wolf schuf (s. 134), brachte der teufel (Donar?) die geifs hervor. an einigen orten ifst man die geifsfüfse nicht (Tobler s. 214).

***) in einem dän. volkslied 1,207. 209 bellen sie das gespenst an. bellen oder nichtbellen ist hier einerlei.

geheul der hunde ist vorbedeutsam (abergl. 493) und zeigt feuer an. dem Odinn werden hunde beigelegt, Vidris grey Sæm. 151a, auch den nornen (s. 381): norna grey. Sæin. 273. worauf gründet sich aber die sage des frühen mittelalters von dem h. Petrus und dem hund? der ags. Saturn und Salomon (bei Thorpe s. 98) fragen: 'saga me hvilc man êrost være við hund sprecende?' und die antwort ist: 'ic pe secge, sanctus Petrus'. Nialssaga cap. 158 p. 275 wird eine formel mitgetheilt, die aus der gewalt der wassergeister rette: 'runnit hefr hundr þinn, Petr postoli, til Rôms tysvar, ok mundi renna it þriðja sinn, ef pu leyfdir'.

Unter den wilden waldthieren gab es einige, die der mensch mit scheu betrachtete, denen er ehrerbietung bezeigte vor allen bär, wolf und fuchs. ich habe dargethan, dafs diesen dreien, nach weit und frühe in Europa verbreiteter sitte, ehrende namen beigelegt wurden *), und dafs unsern ahnen der bär für den könig der thiere galt **). Eine urk. von 1290 (Langs reg. 4, 467) liefert den beinamen 'Chuonrat der heiligbär', wozu man den älteren manns und frauennamen altn. Asbiörn, ags. Osbeorn, ahd. Anspero und altn. Asbirna, ahd. Anspirin (im Walth. Ospirn) halte; damals scheint noch unter dem volk sagen von der heiligkeit des thiers im gang gewesen. Biörn war ein beiname des Thôrr, und nach der welschen sage wurde könig Artur als bär und gott dargestellt, was man nicht erst aus einer ähnlichkeit des namens mit άonvos zu leiten hat: der bär am himmel spielt eine grofse rolle. ein eddischer beiname des bären war Vetrlidi (Sn. 179) hiemem sustinens, weil er über winter schläft und der winter biarnarnôtt hiefs, der eigenname gieng auf menschen über, fornm. sög. 2, 202 ein Vetrlidi skåld und 3, 107 ein Vetrlidi, in welchem sich der name seines vaters Asbiörn erneuerte ***), den mythus von dem weissen bär und dem wichtel habe ich s. 447 nachgewiesen. Es ist nicht zu übersehen, dass einzelne thierfabeln in menschliche mythen verwandelt wer

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*) Reinh. p. LV. ccvII. 446; überraschend ist die in Victor Hugos notre dame de Paris 2, 272, nach einem buch, oder mündlicher überlieferung mitgetheilte nachricht, dafs die zigeuner den fuchs piedbleu, coureur des bois, den wolf piedgris, pieddoré, den bären vieux oder grandpère nennen.

**) das 8. XLVIII ff, ccxcv.

***) auch das necrolog. augiense verzeichnet den namen Weturlit (bei Mone 98b).

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