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Narzissen und die Tulipan die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seide.

3 Die Lerche schwingt sich in die Luft, das Täublein fleucht aus seiner Kluft und macht sich in die Wälder; die hochbegabte Nachtigall

ergögt und füllt mit ihrem Schall
Berg, Hügel, Tal und Felder.

4 Ich selber kann und mag nicht ruhn,
des großen Gottes großes Tun
erweckt mir alle Sinnen:
Ich singe mit, wenn alles singt,
und lasse, was dem Höchsten flingt,
aus meinem Herzen rinnen.

5 Ach, denk' ich, bist du hier so schön
und läßt du's uns so lieblich gehn
auf dieser armen Erden:

was will's doch wohl nach dieser Welt
dort in dem reichen Himmelszelt
und güldnen Schlosse werden!

6 wär' ich da, ach stünd ich schon,
ach süßer Gott, vor deinem Thron
und trüge meine Palmen:

so wollt' ich nach der Engel Weis' erhöhen deines Namens Preis mit tausend schönen Psalmen !

P. Gerhardt.

X. Heimats-, Abschieds- und Wanderlieder

Am

69

m Brunnen vor dem Tore,
da steht ein Lindenbaum,
ich träumt' in seinem Schatten
so manchen süßen Traum;
ich schnitt in seine Rinde
so manches liebe Wort,
es zog in Freud' und Leide

: zu ihm mich immerfort. :|
2 Ich mußt' auch heute wandern
vorbei in tiefer Nacht,
da hab' ich noch im Dunkeln
die Augen zugemacht;
und seine Zweige rauschten,
als riefen sie mir zu:
„Komm her zu mir, Geselle,

1: hier findst du deine Ruh'." :|

3 Die falten Winde bliefen
mir grad ins Angesicht,
der Hut flog mir vom Kopfe,
ich wendete mich nicht.
Nun bin ich manche Stunde
entfernt von jenem Ort,
und immer hör' ich's rauschen:
|: „Du fändest Ruhe dort. :|

[99]

Wm. Müller.

Es ist bestimmt in Gottes Rat,

daß man vom Liebsten, was man hat,
muß scheiden, ja scheiden;

wiewohl doch nichts im Lauf der Welt
dem Herzen, ach! so sauer fällt,

als scheiden, ja scheiden, ja scheiden.

2 So dir geschenkt ein Knösplein was,
so tu es in ein Wasserglas,
doch wisse, ja wisse:

Blüht morgen dir ein Röslein auf,
es welft wohl schon die Nacht darauf,
das wisse, ja wisse, ja wisse!

3 und hat dir Gott ein Lieb beschert,
und hältst du sie recht lieb und wert,
die Deine, die Deine:

es wird nur wenig Zeit wohl sein,
da läßt sie dich so gar allein;
dann weine, dann weine, ja weine!

4 Nun mußt du mich auch recht verstehn,
nun mußt du mich auch recht verstehn:
wenn Menschen auseinandergehn,
so sagen sie: Auf Wiedersehn!
auf Wiedersehn! auf Wiedersehn!
auf Wiedersehn!

E. Freih. v. Feuchtersleben.

m schönsten Wiesengrunde
ist meiner Heimat Haus;
da zog ich manche Stunde
ins Tal hinaus.
Dich, mein Heimattal,
grüß ich tausendmal!

Da zog ich manche Stunde
ins Tal hinaus.

2 Muß aus dem Tal jezt scheiden, wo alles Lust und Klang; das ist mein herbstes Leiden, ein Schmerzensgang. Dich, mein Heimattal,

grüß ich tausendmal!

Das ist mein herbstes Leiden,
ein Schmerzensgang.

3 Sterb' ich, in Tales Grunde will ich begraben sein; fingt mir zur letzten Stunde beim Abendschein.

Dir, mein Heimattal,

Gruß zum legten Mal!

Singt mir zur legten Stunde
beim Abendschein.

In

(n der Heimat ist es schön, auf der Berge lichten Höh'n, auf dem frischen Wiesenpfad, auf der Fluren grüner Saat. In der Heimat ist es schön, :wo die Herden weidend gehn. :| : In der Heimat ist es schön. : 2 In der Heimat ist es schön, wo die Lüfte sanfter wehn, wo des Baches Silberwell' murmelnd eilt von Stell' zu Stell'. In der Heimat ist es schön, : wo der Eltern Häuser stehn. :| : In der Heimat ist es schön. :|

Pebt

73

Jul. Krebs.

ebt wohl, wir sehn uns wieder,
laßt uns zur Heimat gehn,
ihr Freunde und ihr Brüder,
: lebt wohl, auf Wiedersehn! :[
2 Lebt wohl, wir müssen scheiden,
ihr Täler und ihr Höhn
mit euren trauten Freuden;
|: wir werden schön're sehn! :|
3 Lebt wohl, im Herrn verbunden,
den Heimatweg zu gehn,

ihr, die ihr ihn gefunden,
: lebt wohl, auf Wiedersehn! :|

Chr. H. Zeller.

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